Die Rahmenhandlung des neuen Buchs von A.S. (Andrea) Bottlinger, unter anderem bekannt durch Aeternum sowie Geek, Pray, Love und diverse Star Trek-Romane, ist 75 Jahre nach den Ereignissen der eigentlichen Geschichte angesiedelt. Eine Schreiberin will herausfinden, was damals wirklich geschah, und befragt zu diesem Zweck die letzten Zeitzeugen im Lager eines Nomadenstammes. Zusammen mit der wissbegierigen jungen Frau lauscht man den Ausführungen des Greises Ahat.
Das Feuer der Wüste
Im orientalisch angehauchten Reich, das als Schauplatz dient, haben manche Bewohner magische Fähigkeiten, die auf dem geheimnisvollen Wüstenfeuer beruhen. Frauen sind dabei die mächtigeren Zauberwirkerinnen, ihnen wird die Gabe jedoch aufgrund von angeblich mangelnder Kontrolle nicht überlassen. Auf der Stirn angebrachte Siegel verhindern dauerhaft die Nutzung des Wüstenfeuers, so auch bei Protagonistin Iaret.
Zu allem Übel wird sie dann auch noch mit dem Tyrannen Secham zwangsverheiratet, um ihm magiebegabte Söhne zu gebären. Iarets Versuch, ihr Siegel entfernen zu lassen und aus dem Harem zu fliehen, scheitert und sie wird in das unterirdische Gefängnis der Hauptstadt geworfen. Zusammen mit anderen in Ungnade gefallenen Bürgern und den degenerierten Nachkommen früherer Insassen soll sie den kümmerlichen Rest ihres Daseins in den Katakomben fristen.
Doch Iaret gibt nicht auf und findet in Sechams abtrünnigem Sohn Ahat (kein anderer als der Erzähler), einer Mörderin und einem Dieb unerwartete Verbündete. Sie schmieden einen Plan, um doch noch aus dem als ausbruchssicher geltenden Kerker zu entkommen. Allerdings müssten sie dazu das in den Tiefen lauernde Monster befreien…

(c) Klett-Cotta
Umfang: 367 Seiten (Klappbroschur)
seit 27.08.2016 im Handel
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Die Hoffnung stirbt zuletzt
Der Großteil des Abenteuers spielt sich im Verlies ab und es gelingt der Autorin, dort eine angemessen trostlose, im wahrsten Sinne des Wortes düstere und vom Überlebenskampf geprägte Atmosphäre aufzubauen. Schlägereien um Brotkanten oder ein paar halb verschimmelte Datteln, kannibalistische Verhaltensweisen, die Machenschaften eines selbst ernannten Verbrecherbosses, nur von leuchtenden Flechten spärlich erhellte Gänge und andere anschaulich beschriebene Besonderheiten des Schauplatzes lassen diesen für den Leser vor dem inneren Auge lebendig werden.
Etwas schade ist lediglich die Tatsache, dass durch die weitgehende Beschränkung auf diese Umgebung der Rest des eigentlich interessanten Wüsten-/Morgenland-Settings die meiste Zeit über etwas zu kurz kommt. Man hat es hier halt eher mit einem Kammerspiel zu tun – Fans weitläufiger Landschaften sollten einen großen Bogen um diesen Roman machen.
Die Perspektive wechselt meistens zwischen Kapiteln aus der Sicht des Ich-Erzählers Ahat und jenen, die Iarets Erlebnisse in der dritten Person schildern. Dadurch, dass die Heldin ihrem Gefährten später aus dieser Zeit berichtet hat, werden aber auch in letzteren Abschnitten viele Einblicke in das Innenleben der Hauptfigur geboten.
Die Protagonisten sind, wie auch die wichtigeren Nebenfiguren, durchaus sympathisch und man wünscht sich, dass sie ihrem Gefängnis wohlbehalten entkommen. Trotzdem habe ich mich ihnen aber nicht so stark verbunden gefühlt wie den Helden manch anderer Geschichten. Sie bleiben, vielleicht schon wegen der eher knapp gehaltenen Vorgeschichten, ein wenig zu blass.
Die Story ist nicht zuletzt wegen der oben erwähnten gelungenen Atmosphäre ziemlich spannend und hält einige schwierige Entscheidungen und actionreiche Szenen für die Figuren bereit. Bis zum dramatischen Finale wird man darüber im Unklaren gelassen, wie die Sache für Iaret ausgeht (während im Fall von Ahat natürlich schon mal klar ist, dass er überleben wird, um dann als alter Mann am Lagerfeuer davon zu berichten).
Der Fluch des Wüstenfeuers ist ein in sich abgeschlossener Roman, in dessen Welt ich mir aber z.B. Kurzgeschichten als Ableger vorstellen könnte.
Hinweis: Für diese Rezension wurde uns vom Hersteller/Verleih/Verlag ein kostenloses Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt.
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