Jahrzehntelang war der Western eines der Hauptgenres des US-Kinos, dann verschwand er in der Versenkung. Zuletzt gab es immer mal wieder ein, zwei Highlights im Jahr, aber in die deutschen Kinos schaffen es nur die wenigsten Western noch. So ist auch „Das Duell“ trotz namhafter Besetzung mit Woody Harrelson und Liam Hemsworth eine Heimkino-Premiere. Haben sich die Kinobetreiber da was entgehen lassen?

(c) Weltkino
Laufzeit: 114 Minuten
seit 09.12.2016 im Handel
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Der mordende Prediger
Texas nach dem Bürgerkrieg: In einem Fluss wurden die Leichen mehrerer Mexikaner angeschwemmt, darunter der Neffe eines einflussreichen Generals. Texas Ranger David Kingston wird Undercover losgeschickt, um den Mörder zu finden. Seine mexikanische Frau Marisol, die es satt hat, immer allein zuhause zu bleiben, begleitet ihn. Hauptverdächtiger ist der Prediger Abraham, der als Wunderheiler in einem kleinen Ort eine Art Sekte anführt – und vor zwanzig Jahren Kingstons Vater in einem Duell umbrachte.
Als die Kingstons vor Ort ankommen, wird David von Abraham zum Sheriff ernannt – und Marisol befällt ein seltsames Fieber.
Regisseur Kieran Darcy-Smith serviert uns hier eine etwas krude Genremelange aus Western, Krimi, Action und Mystery. Mysteriös sind beispielsweise Abrahams Gaben, neben der Wunderheilung ist er offenbar auch noch Hellseher. Auch Marisols Fieber bleibt rätselhaft, aufgeklärt wird nichts davon. Am Ende bleibt man mit vielen offenen Fragen schulterzuckend zurück.
Umso schneller klärt Kingston das Verbrechen auf (in der Weite von Texas herumzureiten und mal eben zwei Patronenhülsen zu finden, beweist schon eine erstaunliche Spürnase) und es kommt zum titelgebenden Duell. Da könnte man meinen, man hätte hier einen straff erzählten Thriller im Western-Szenario vor sich, aber weit gefehlt. Der Regisseur inszeniert den Film bewusst langsam, geradezu träge, setzt auf Atmosphäre statt auf Action. Unterstrichen wird das auch von der Musik. Noch nie habe ich eine musikalisch so unpassend unterlegte Kampfszene gesehen wie hier. Actionfreunde werden dann auch kaum von den Sitzen gerissen werden.
Die Atmosphäre und vor allem das brillante Spiel von Woody Harrelson, dessen Figur stellenweise an Colonel Kurtz aus Apocalypse Now erinnert, tragen den Film über manche, aber nicht über alle Längen hinweg. Warum der Regisseur die eigentlich recht dünne Handlung auf 114 Minuten auswalzen und sich in Nebenplots wie Marisols Fieber und ihr Verhältnis zu Abraham verstrickten musste, bleibt wohl sein Geheimnis.
Hinweis: Für diese Rezension wurde uns vom Hersteller/Verleih/Verlag ein kostenloses Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt.